Die richtige Tour auszuwählen ist entscheidend für das Bergerlebnis und muss dem persönlichen Können entsprechen. Aus der Vielzahl der Routen ist das alles andere als leicht. Anbei findest Du persönliche Hinweise und eine Auswahl an Routen die ich schon gemacht habe.
Eine gute Strategie ist es sich an Auswahlliteratur zu orientieren, die thematisch die besten Touren zu einer Kategorie zusammenfasst.
Michael Pause, IM LEICHTEN FELS, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München 1992.
Eher Bergsteigen als Klettern, Kletterschuhe braucht man hier nicht. Schwierigkeiten 2– bis 3+.
Tour 38 – Großglockner, Südwestgrat „Stüdlgrat“- 3
Die Tour ist sehr gut abgesichert, es gibt auch einige Stahlseile und Eisenstifte. Meist positiv geschichtet und wenig brüchig. Es empfielt sich an der richtigen Stelle, in der Scharte einzusteigen. Vorsicht bei Schnee und Eis, der Grat ist zwar meist positiv geschichtet und nicht schwer bewertet, die Griffe sind aber manchmal klein und hin und wieder muss man auf der plattigen Seite klettern, dass dann erheblich schwerer ist! Einer meiner Lieblingstouren, bereits 3 mal begangen.
Walter Pause, 100 GENUSSKLETTEREIEN IN DEN ALPEN, BLV Verlagsgesellschaft, München 1960.
Große Auswahl an Touren Schwierigkeitsbereich 2 bis 4+. Bergsteigen und klettern.
Führe 47 – Zwölferkopf, Nordostkante „Zwölferkante“ – 12 SL, 4
Doch schon eine Ansage für den Grad. Klassische, sehr schöne Tour mit nicht leicht zu findenden Einstieg. Mit der neuen Abseilpiste von 2010 im Anspruch etwas entschärft. Aber auch eine anschließende Gratüberschreitung III zum Großen Wachsenstein mit Abstieg ins Höllental ist zwar lang aber dennoch empfehlenswert.
Führe 80 – Großglockner, Südwestgrat „Stüdlgrat“
Diesen Klassiker findet man natürlich auch hier.
Karsten Kriele, Alpines Genussklettern, Bruckmann Verlag GmbH, München 2005.
Empfehlenswertes Buch mit solider Tourenauswahl. Schwierigkeiten 4– bis 6+. Mit diesem Buch habe ich begonnen.
Tour 17 – Alpspitze, KG-Weg – 14 SL, 4+
Hervorragend abgesichert und nicht schwer zu finden. Nicht wirklich schwer, die Schwierigkeit besteht darin, sich nicht in den zahllosen Nebenrouten zu verlaufen. Mein erstes Gewitter in der Wand. Problemloser Abbruch nach der 7. Seillänge möglich.
Tour 22 – Oberreintalturm, Fahrradlkant’n – 8 SL, 5–
Die Route mit dem legendären Fahrrad in der Wand. Die Schlüsselstelle in der 5. SL liegt meines Erachtens bereits in der Kante und nicht am Ende der Querung. Schöne Tour aber nicht wirklich schwer. Gesamtprogramm dennoch wesentlich anspruchsvoller als der KG-Weg. Mit der Oberreintalhütte einer meiner Lieblingsgegenden.
Tour 25 – Scharnitzspitze, Hannemann – 6 SL, 5+
Anspruchsvolle und in den ersten 3 SL steile, teilweise ausgesetzte Tour. Hier kann man für den Schwierigkeitsgrad noch was erleben! Saniert, aber nicht übersichert. Einstieg etwas speckig und schwer. Offensichtlich haben mehr Leute den Einstieg probiert als die Route geklettert sind. Die Abnutzung verliert sich nach der ersten halben SL schnell. Wer behauptet die ganze Tour sei speckig, hat sie nicht geklettert. Die Schwierigkeitsbewertung ist eine Ansage – gefühlt etwa VI, besonders die Schlüsselstelle in der 2. SL ist nicht leicht. Einige Schlingen und Verlängerungen zeugen davon ;). Tatsächlich habe ich mich hier bei meiner ersten Begehung in der 3. SL im NO! (Topo) verstiegen, da man auf dem Band keine Borhaken hat und ich den falschen Schlaghaken gefolgt bin. Auf dem nicht ganz leichten Band ein Herz für den Nachsteiger haben und dennoch einige Zwischensicherungen legen. Abstieg: Ich bin auf der Rückseite einmal abgestiegen, was absolut nicht zu empfehlen ist! Da wir bisher immer die einzige Seilschaft waren, bin ich sonst über die Route wieder abgeseilt, was meines Erachtens nach sicherer ist und gut geht. Das letzte mal abseilen an einem Klebehaken in der Rampe der 2. SL. Einer meiner Lieblingsrouten 3 mal begangen. Ideal für Frühjahr oder Herbst (Südwand).
Adi Stocker, Longlines, Panico Alpinverlag 2014.
Wie der Name schon sagt, das Buch für die langen Routen. Lange Sicherungsabstände sind hier die Regel als die Ausnahme.
Tour 6 – Südl. Wetterspitze, SW-Kante, Wetterkante – 21 SL, 5-
Man meint schon die Tour habe sich aufgrund der geringen Schwierigkeit in diesem Buch verlaufen…doch ihr Platz ist gerechtfertigt! Sehr schwer zu findender Einstieg, in dem schon klettern muss. Die Standplätze sind zwar solide gebohrt, sofern man sie findet. Leider sind diese manchmal an etwas unlogischen Stellen. Es gibt auf der gesamten Route nur eine handvoll Bohr- und einige Schlaghaken, also ingesamt sehr, sehr überschaubar. Auch nicht wirklich 5-, eher 6. Insgesamt doch schon ein kleines Abenteuer.
Tour 23 – Breithorn, Nordostwand, „Ende Nie“ – 38 SL, 7-
Zustieg von 2 h, nicht ganz leicht zu finden. Hakenabstände von teilweise 10 m im 5. und 6. Grad zeichnen diese Tour aus. Die eigentliche Schlüsselstelle in SL 32 kam mir sehr einfach vor. Ab ca. SL 25 hatte ich Krämpfe.
Christoph, Klein; Jürgen Winkler, Im Extremen Fels (Neuauflage), Panico Alpinverlag, Köngen 2016 – Das berühmte Original ist von Walter Pause.
Tour 11 – Grandes Jorasses, Walkerpfeiler – 37 SL, 6a
Wirklich sehr, sehr anspruchsvolle Tour die den ganzen Alpinisten fordert! Da der obere Teil auch im Sommer häufig vereist ist, ist solides Können auch im Eis- und Mixed-Gelände notwendig.
Tour 39 – Schüsselkarspitze, Südostwand (Peters-Haringer) – 7 SL, 7–
Einer der ersten Routen im 7. Grad die frei begangen wurden (Erstbegehung erfolgte technisch) und das fühlt man der Route an. Fordernde Kletterei, gefühlt 8- mit immer größeren Hakenabständen nach oben. Man sollte nicht leichtfertig einsteigen.
Weitere Touren
Wetterstein, Oberreintal
Oberreintalturm, Westwand, Brych – 9 SL, 6+
Schöne Route.
Oberreintalturm, Westwand, Philosophenweg – 10 SL, 6+
War in Ordnung.
Oberreintalturm, Westwand, Sonntagsarbeit – 9 SL, 7-
Nicht nur nominell schwerer als die Brych. Erste SL lange Hakenabstände, dann etwas besser. In der unteren Schlüsselstelle geschlagene NH.
Unterer Berggeistturm, Gefällt mir – 7
Schöne Tour, gescheit schwer. So gebohrt, dass man zwingend klettern muß! Richtig abseilen!
Dreitorspitze, Westgipfel, Eichhorngrat – 1000 Hm, 5
Der Hammer schlechthin! Wer hier einen 5er erwartet, kann sich frisch machen! Nicht wenige Berichte bestätigen dieser Tour eine 7– und ich habe schon Bergführer gesehen, die für diese Tour im privaten Bereich mehrere Kilo Schlaghaken dabei hatten! Hält man sich nahe der Gratkante, ist die Tour weniger brüchig als ihr Ruf. Lange Bandschlingen von 240 cm helfen bei den Standplätzen. Die Schlüsselstelle ist mit Schlaghaken gesichert und etwa 6+, diese muss auch zwingend geklettert werden. Die obere Schlüsselstelle die von einigen Aspiranten mit 7– bewertet wird, kann man links in einem Verschneidungsdach umgehen (etwa 5+). Alles mobil gesichert. Ein großes alpines Abenteuer!
Wetterstein, Südseite
Schüsselkarspitze, Westgratturm, Südwand , Siemens-Wolf – 5 SL, 5-
Ich hatte mich bis zur 3. SL gelangweilt, aber die letzten beiden die ich zusammengefasst habe, haben es mir noch mal voll gegeben. Hier musste ich sogar zwingend mobil Zwischensichern. Ob ich im Richtigen Riß war weiß ich bis heute nicht….
Schüsselkarspitze, Westgratturm, Südwand, Phantasia – 5 SL, 5+
Nette Route, die letzten beiden SL definieren die Schwierigkeit und sind eigentlich auch etwas schwerer.
Scharnitzspitze, Südwand, Für Madln und Bubn – 5 SL 7 A0 oder 8-/8
Sehr schöne Tour, meist gut abgesichert. Bin beide Einstiegsvarianten, 6+ oder 7 schon geklettert. Auf Seilzug in der 1. SL achten. Die schwere Schlüsselstelle musste ich damals A0 klettern.